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Image by Zoltan Tasi, weiße Lotusblume

Körperorientierte Traumatherapie



Mit dem Innersten Kontakt aufnehmen

Der amerikanische Biophysiker und Psychologe Peter A. Levine ist der heute noch lebende Begründer der körperorientierten Traumatherapie, auch Somatic Experiencing (SE) genannt. Sein Ansatz bezieht sich auf die neuro-vegetativen Reaktionen des Körpers während eines Traumas. Nach seiner Auffassung können die heute gut bekannten Mechanismen des „fight, flight or freeze response“, auf deutsch der Kampf oder Flucht und Erstarrungs-/Totstellreflex nach traumatischen Belastungen im sog. Überlebensmodus stecken bleiben und zu verschiedensten Stresssymptomen des Körpers führen, darunter Schlaflosigkeit, Schreckhaftigkeit, Schmerzsyndromen, PTBS und Gedächtnislücken. Sehr gut veranschaulicht wird der physiologische Kerngedanke auch durch die Polyvagaltheorie von Stephen W. Porges, eines amerikanischen Kollegen von Peter Levine, der in den letzten Jahren sehr bemüht war seine Forschungen in die therapeutische Praxis einzubringen.


Ein Vorteil der körperorientierten Vorgehensweise ist die Sanftheit und physiologische Tiefe mit der ein Trauma neu verhandelt wird. Die Geschichte muss nicht unbedingt immer wieder vor Augen geführt werden, sondern wird vor allem durch tief gefühlte Körperprozesse entladen und der Mensch wird als Ganzes zurück in seine Selbstwirksamkeit geführt. Man geht dabei sehr behutsam vor und schwingt immer wieder zurück in haltgebende Vorstellungen, damit, wie bei einer Zwiebelschale, das Trauma langsam, Stück für Stück verarbeitet werden kann. Dabei können in der Praxis nebst achtsamer Körperwahrnehung auch Lautbildung, heilende Sätze und Vorstellungen zum Einsatz kommen, ähnlich wie bei anderen imaginativen und schonenden Therapieansätzen.


Bei einmaligen Traumen eines gesunden Erwachsenen z.B. nach Unfällen oder Operationen helfen oft schon einige wenige Sitzungen. Bei Entwicklungstraumata, die weit zurück liegen oder Situationen, die über längere Zeiträume belastend waren, können dagegen mehrere Stunden und eine umfassendere Begleitung von Nöten sein. Es kann bei generell weniger stabilen Personen zur kurzfristigen Destabilisierung kommen, während sich das innere System neu ordnet. Dies ist klar abzugrenzen von einer Retraumatisierung und kann in der Behandlung gut aufgefangen werden. Wichtig ist zu verstehen, dass im therapeutischen Verständnis alles ein Trauma sein kann, was als potentiell lebensbedrohlich empfunden wurde - d.h. auch eine schwierige Geburt, Vernachlässigung im Kindesalter, ein Sturz von einer hohen Leiter, ein nochmal gut ausgegangener Autounfall uvm. Denn in all diesen Situationen springt unser Reptiliengehirn ein um unser Überleben zu sichern. Danach braucht der Körper eine Entladung - ein Phänomen, das sich im Tierreich gut als Schütteln oder Zittern beobachten lässt. Wird diese Reaktion allerdings durch unser gut erzogenes Großhirn unterbunden, dann kann es zur Blockierung dieser Energie kommen und der Mensch fällt ein Stück weit aus dem Gleichgewicht. Irgendwann kann der Körper diese ganze gebundene Energie nicht mehr kompensieren und es kann zu Fehlanpassungen kommen, wie zB. Krankheit oder andere unerklärliche Symptome und Schmerzen.

Mehr über SE:

https://www.somatic-experiencing.de/was-ist-somatic-experiencing/

Anbei weitere Informationen zur Traumabewältigung und Therapieformen:

https://www.therapie.de/psyche/info/index/therapie/traumatherapie/akut/

https://www.therapie.de/psyche/info/index/therapie/traumatherapie/psychotherapie-bei-traumatisierungen/

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